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Es war der Auftakt zu den „International Groove Nights“, einer neuen Veranstaltungsserie im Jazzit. Vor allem aber war der Abend eine willkommene Gelegenheit zur Wieder-Begegnung mit den symphonischen Klängen der Salzburger Art-Rock Band „Blank Manuskript“.

Die Initiative zu den neuen „International Groove Nights“ geht auf Johannes Steiner, den Salzburger Trompeter und Leiter der Künstleragentur „Joy’s Culture“, zurück. Zur ersten Groove Night im Jazzit hat Steiner die Band „Blank Manuskript“ eingeladen und selbst Trompete gespielt. Weites zu Gast war die Cellistin Melissa Coleman.

Im Zeichen des „Groove“ – „verstanden als innere Erschütterung“ – habe „Blank Manuskript“ den Abend im Jazzit konzeptuell durchgestaltet, sagte der Komponist, Sänger und Keyboarder Dominik Wallner.

Ihre Alben erzählen Geschichten: Die Debüt-CD „Tales from an Island“ etwa ist das groß angelegte Epos vom Schicksal der Ureinwohner auf der Osterinsel „Rapa Nui“. Das etwa dreißig Minuten lang dauernde Projekt „A Profound Path“ (die letzte CD) beschreibt quasi einen – keineswegs hindernisfreien – Weg von der Unterwelt in himmlische Sphären: Das ist eine in großer thematischer Vielfalt zwischen schlichter Melodiosität und markanter Rhythmik changierende Programm-Musik, in der manchmal die Frequenzen eines altmodischen Radiosenders durchzudringen scheinen, der gerade Schellacks abspielt oder feierliche Hymnen.

„Unsere Zeit hat sich auf kurze, flüchtige Formen festgelegt: ein Radioformat ist um die drei bis vier Minuten, viele Alben sind heutzutage nicht mehr als ein beliebiges Speichermedium für elf bis 16 Songs mit Plastikverpackung und Foto. Auf diese Weise entwertet man die Idee eines Albums“, sagte Dominik Wallner erst jüngst im Interview im mica austria-Musikmagazin.

Tatsächlich sind auch einzelne „Nummern“ von „Blank Manuskript“ durchkomponierte Werke, wie eben „Beast in the Cave“. Erzählt wird da „von einem Wesen, das tief in einer Höhle wohnt“. Die sich langsam aufbauende Klangfülle hat in ihrem phasenweise rastlosen und zugleich konzentrierten In-sich-selber-Kreisen etwas von Minimalmusic.

Melissa Coleman legte am Samstag (5.4.) im Jazzit mit dem Cello eine neue anregende Klangfarbe über den charakteristischen Blank Manuskript-Sound, wenn auch der elektronisch verstärkte Cello-Klang für den klassikgewohnten Hörer ein wenig eindimensional und klangfarbenarm gewirkt hat.

„Blank Manuskript“ macht bei allem dramaturgischen Hintersinn und aller klanglichen Opulenz keinen Kuschelrock. Ihre aggressiven Ausbrüche machen klassik-verzärtelten Ohren durchaus zu schaffen. Wobei die raffinierten, oft vom schier unhörbar grollenden Bass her aufgebauten – Crescendi von großem Sogkraft sind.

Art-Rock nennen sie ihre Musik selber oder Symphonischen Rock dazu ein. Elemente eines klassischen rhythmisch pointierten, ja aggressiven Rock; hypnotisierend wirkende, an Minimalmusic oder schillernde, an die Spektralisten oder Mikro-Töner der Neuen Musik erinnernde Passagen: Das sind einige der musikalischen Vokabeln, einige Grund-Elemente, mit denen „Blank Manuskipt“ ihre „Geschichten“ erzählen, ihre Alben konzipieren.

Im Jazzit spielten sie als „grooviges Cover“ ihre Version von Pink Floyds „Money“, die charakteristischen absteigenden Tonleitern präzise herausarbeitend – untadelig, fast ein wenig akademisch. Spannend zu hören, weil sie eher selten Coverversionen spielen.

Spannender sind allemal die eigenen Nummern. Da kann ein Crescendo aggressiver „rockiger“ Schläge plötzlich in sich zusammen sinken und eine Nummer wie eine Reminiszenz an ein Mahler’sches Soldatenlied ausklingen. Spannend.

„Blank Manuskript“ sind international bisher bekannter gewesen, als in Österreich und Salzburg. Ein – damals durchaus überraschender – Auftrag der finnischen Progressive Rock-Agentur Colossus Projects stand quasi am Anfang ihrer internationalen Laufbahn. Es folgte die Mitwirkung an den Samplern „Dante’s Divinia Comedia Part II – Purgatorio“, „Rökstenen – A tribute to Swedish Progressive Rock of the 70’s“, „Dante’s Divinia Comedia Part III – Paradiso“, „The Tales of Edgar Allan Poe“ oder „The Stories of H.P. Lovecraft“: Projekte, die „Blank Manuskript“ in der Progressive Rock-Community bekannt machten.

In Salzburg sind „Blank Manuskript“ nun auch immer öfter zu erleben. Das nächste Mal am 13. Mai im Odeion: Da präsentieren Dominik Wallner (Piano, Electric Piano, Organ, Synthesizer, Vocals), Alfons Wohlmuth (Electric Bass, Bass Pedals, Flute, Vocals), Peter Baxrainer (Guitars, Vocals), Jakob Sigl (Drums, Percussion, Vocals), Manuel Schönegger (Trombone, Saxophone, Flute, Vocals) – ihr Debütalbum zusammen mit zahlreichen Gastmusikern. Der Abend wird dokumentiert werden und als Basis für einen Musikfilm werden; Regie führt Adrian Goiginger, der Salzburger Stipendienträger für Film 2010 – www.odeion.at ; blankmanuskript.at